Erstmals gibt es in Österreich einen Fisch des Jahres. Die zwei bedeutendsten Angelorganisationendes des Landes, das ÖKF (Österr. Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz) und der VÖAFV (Verband der Österr. Arbeiter – Fischerei – Vereine) wollen mit dieser Wahl auf die Bedrohung der heimischen Fischarten und ihrer Lebensräume hinweisen.

„Es ist an der Zeit, den Österreichern zu zeigen, wie drastisch die Situation unter Wasser ist“, meint Dkfm. Volkmar Hutschinski, Präsident des ÖKF. „75% der heimischen Fischarten sind auf der Roten Liste bedrohter Tierearten“.

Dr. Peter Kostelka Volksanwalt und Präsident des VÖAFV, „die Äsche ist prädestiniert dazu der erste Fisch des Jahres zu sein. Sie steht als Symbol für die Gefährdung der klaren österreichischen Voralpenflüsse. Einst war sie weit verbreitet, aber Gewässerverbauung, die Zunahme fischfressender Vögel und pseudohormonelle Stoffe haben sie an den Rand des Aussterbens gedrängt.“

Die Äsche war einst ein häufiger Fisch unserer Voralpenflüsse, sie liebt reines Wasser, natürliche Ufer und benötigt kleine Krebschen und Wasserinsekten als Nahrung. In der Laichzeit von März bis Mai färbt sich die Fahne, die Rückenflosse der männlichen Äsche besonders intensiv und schillert in allen Regenbogenfarben. Die Rogner – weibliche Fische – schlagen mit der Schwanzflosse eine sogenannte Laichgrube an kiesigen Stellen in den Gewässerboden, hier werden die ca. 3500 Eier abgelegt. Anschließend werden die Eier durch die Milch (Samen) des männlichen Tieres befruchtet und – typisch für alle Salmoniden – wieder mit Kies zugedeckt. Die Jungfische verbringen die ersten Wochen ihres Lebens zum Teil im Lückenraum der Steine im Gewässerboden. Jungäschen sind oft in Gruppen vorzufinden, alte große Äschen sind Einzelgänger und zeigen Territorialverhalten.

Diese vermutlich schönste Fischart Österreichs kann bis zu 60 cm lang werden.

Thymallus thymallus, so der wissenschaftliche Name der Äsche, leitet sich übrigens vom Thymian ab – das Fleisch der Äsche riecht auch tatsächlich nach Thymian.

„Mit der Wahl der Äsche zum Fisch des Jahres soll nun versucht werden, die Bevölkerung auf den dramatischen Verlust an Lebensraum und die zahlreichen Bedrohungen unserer Unterwasserwelt Fische aufmerksam zu machen“, so Abg. z. NR Dr. Günther Kräuter der auch VÖAFV Vorstandsmitglied ist. „Auch soll auf die Notwendigkeit bundesweit einheitlicher Rahmenbedingungen für die Erhaltung bedrohter Tier- bzw. Fischarten hingewiesen werden. Das Problem der Gewässerverbauung oder der fischfressenden Vögel kann ein Bundesland alleine oft nicht Lösen, hier muss mit vereinten Kräften vorgegangen werden“, so Kräuter abschließend.

„Gewässer-Renaturierung kostet viel Geld und ist eine langwierige Angelegenheit, aber ohne den konsequenten Rückbau von Wehranlagen und Betonufern werden wir unter Wasser bald kein Leben mehr finden“, mahnt Mag. Robert Heuberger Ökologe und VÖAFV Verbandssekretär.

Der VÖAFV widmet sich der Wiederansiedlung der Äsche in zahlreichen Projekten. So wird an der Salzach, der Ybbs und an der Schwarza durch den Fang von Mutterfischen und der anschließende Freisetzung der gezüchteten Jungäschen versucht, nicht nur die Bestände zu stärken, sondern auch die „Gene“ der standorttypischen Tiere zu erhalten. „Mit diesen Projekten sind beschreiten wir neue Wege in der Erhaltung bedrohter Fischarten, da nicht nur den Fischen, sondern auch deren Herkunft größte Aufmerksamkeit geschenkt wird“, meint Komm. Rat Fritz Zabka VÖAFV Vizepräsident und Experte im Fischbesatz.

„Die Wahl zum Fisch des Jahres ist Ausdruck unserer Hoffnung, dass unsere Bemühungen diese Fischart zu erhalten nicht vergebens sein dürfen“, so Dr. Kostelka abschließend.

 

Von: Mag. Christian Mitterlehner