Seit Jahren hinterlässt der Fischotter in der Ybbs und ihren Nebenbächen seine Spuren. Die Schuld an schwindenden Fischbeständen liegt jedoch nicht ausschließlich bei diesen Jägern.
Ursprünglich war der Otter in ganz Österreich verbreitet. Vor allem die Verschmutzung der Gewässer führte zu einer starken Gefährdung der Otter. Die verbesserte Wasserqualität in Fließgewässern, vermehrte Teichwirtschaft, die eine reichliche Nahrungsgrundlage für den Fischotter bietet, sowie der strenge Schutz führten dazu, dass der Fischotter in großer Zahl wieder an den Gewässern anzutreffen ist.
Die Fischerei in der Ybbs ist von der Zunahme der Fischotter natürlich stark betroffen. Bei der Abfisch-Aktion des Vereins „Rettet die Ybbsäsche“ wurden Ende März im Revier der ÖFG Österreichischen Fischereigesellschaft im Oberlauf der Ybbs Äschen entnommen, die schwere Otterschäden aufweisen. Durch die Bereitschaft der ÖFG konnten in diesem Revier kurzzeitig ein paar Dutzend Äschen-Elterntiere durch ein Team der Universität für Bodenkultur entnommen werden. Nach der Entnahme der kostbaren Äscheneier danach werden die Elterntiere wieder an ihren angestammten Flussabschnitt zurückgebracht. „Rund zehn Prozent der entdeckten Äschen zeigten schwere Schäden, es ist nicht sicher ob sie überleben“, erzählt Oswald Ekker, der bei der Abfisch-Aktion dabei war. „Die erfolgreichen Maßnahmen des Vereins seit dem Jahr 2000 zur Rettung und Vermehrung des Ybbs-typischen Äschenbestandes kommen durch die Präsenz des Otters wieder unter Druck, die 20-jährige Arbeit ist dadurch gefährdet“, ist Leopold Hochpöchler, der Obmann des Vereins „Rettet die Ybbsäsche“, besorgt.
Auch im Revier der Petri-Jünger zwischen Waidhofen und Gerstl kennt man den tierischen Jäger. Die Petri-Jünger bewirtschaften ein Revier auf einer Länge von 6,2 Kilometern. Die Nebenbäche wie der Url- und der Schwarzbach sowie der Luegergraben werden zur Aufzucht der Fische genutzt. „Vor allem die Bäche, die als Kinderstube für Jungfische dienen sollten, sind vom Otter schwer betroffen“, sagt der Obmann der Petri-Jünger Peter Prinix. „Konnte man den Otter früher eher in der Ybbs beobachten, hinterlässt er nun seine Spuren in den Aufzuchtbächen. Waren es früher jährlich rund 6.000 Fische, die wir von den Aufzuchtbächen in die Ybbs bringen konnten, sind es jetzt nur mehr 600. Die Spuren des Otters sind deutlich, er frisst nur die Innereien, alles andere bleibt liegen“, bedauert Prinix.
„Ausschließlich dem Otter die Schuld an schwindenden Fischbeständen zuzuweisen ist jedoch nicht richtig. Dass die Präsenz der Otter auf die Fischbestände einen so gravierenden Einfluss hat, begründet sich in den durch den Menschen herbeigeführten Defiziten in der Struktur der Lebensräume. Stauräume, kanalartige Verbauungen, Uferbefestigungen mit Blockwurf, sowie nahezu jede Wasserbaumaßnahme führt zu einem Verlust von Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten für Fische, Krebse und Amphibien. Von den 136 km der Ybbs sind nur mehr acht Kilometer naturbelassen, so hat der Otter leichtes Spiel!“, erklärt Leopold Hochpöchler. „Fangfähige, große Besatzfische, die in Fischzuchtanlagen herangewachsen sind, stellen ebenso eine leichte Beute für den Otter dar, da die Zuchtfische nur einen geringen Fluchtreflex aufweisen!“. Hochpöchler ist davon überzeugt, dass ein vernünftiges Otter-Management und vor allem ein weiteres Vorantreiben von Renaturierungs- und Revitalisierungsmaßnahmen an der Ybbs, wie sie an manchen Stellen der Ybbs schon erfolgreich umgesetzt wurden, die Lösung des Problems darstellen.
„Wenn jedoch der Verbau der Ybbs und ihrer Nebenbäche mit Flussbaumaßnahmen in dieser Art und Weise fortgesetzt wird, werden als ersten Schritt die Fischbestände verschwinden, in weiterer Folge auch der Otter. Um nicht künftigen Generationen tote Gewässer zu hinterlassen, hoffen wir, dass die Politik diese Alarmsignale erkennt bevor es zu spät ist“.
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