Verein Rettet die Ybbsäsche und Bürgerinitiative Pro Ybbs machen Dauerbaggerungen in der Ybbs für Rückgang der Fischbestände im Fluss verantwortlich.
Baumaßnahmen beeinflussen sensibles Flussökosystem
„Temporäre Baumaßnahmen im Fluss haben immer nachteilige Auswirkungen auf das sensible Flussökosystem“, sagt Obmann-Stellvertreter Leopold Hochpöchler. „Mit einer zeitlichen Begrenzung könnten die Schäden jedoch noch vertretbar gehalten werden.“ Problematisch seien aber Dauerbaggerungen, wie sie derzeit im Bereich Oismühle stattfinden. „Speziell die Jungäschen und Jungforellen suchen mit Vorliebe flache Schotterbereiche, die leicht vom Wasser überspült werden, auf“, erklärt Hochpöchler. „Diese idealen Lebensräume entstanden nach dem Hochwasser unterhalb der vielen Kraftwerke, doch die Kinderstuben der neuen Fischgeneration sind allzu oft eine Falle.“ Der Grund dafür seien jene Baggerungen, die hier unterhalb der Kraftwerke vorgenommen würden, damit das Kraftwerk wieder optimal Betrieb aufnehmen könne. Hochpöchler verweist darauf, dass der Verein Rettet die Ybbs äsche den Bewirtschaftern der Ybbsreviere Unterstützung und Beratung anbietet, wie die Schäden bei Baggerarbeiten minimiert werden können und welche Rechte auf Schadenersatz bestehen.
Bürgerinitiative „Pro Ybbs“ kritisiert Dauerbelastungen
Kritik an den Baggerarbeiten kommt auch von Gerald Mevec von der Bürgerinitiative „Pro Ybbs“. Diese Dauerbelastungen würden dem Flusssystem und seinen Bewohnern seit Jahren extrem zusetzen. „Ähnlich wie die oft diskutierte Feinstaubbelastung in den Großstädten wirken feinste Schwebstoffe im Wasser, die durch mittlerweile permanente Baggerarbeiten in der Ybbs verursacht werden“, sagt Mevec. Die heimische Fischfauna leide stark unter dieser Belastung. Daneben sei aber auch die heurige Jungfischgeneration, die sich als Lebensraum die flachen Gewässerpartien der Schotterinseln unterhalb von Kraftwerken ausgesucht hat, durch die Baggerungen lebensgefährlich bedroht. Auch Mevec nennt hier das Kraftwerk Oismühle, wo derzeit Baggerungen im Flussbett stattfinden. Bereits im Oktober des Vorjahres sorgten Baggerarbeiten beim Kraftwerk Oismühle für einen Aufschrei bei den Umweltschützern. Kraftwerksbetreiber Johannes Kühhas konnte die Kritik damals nicht verstehen. Er erklärte, dass hier ein Renaturierungsprojekt umgesetzt werde, im Zuge dessen hier die Sohlschwelle Gleiß entfernt und eine Geschiebeleitwand samt Fischaufstiegshilfe errichtet werde. Durch die Errichtung neuer Schotterbänke sollten neue Fischlaichplätze geschaffen werden.
Mevec fordert geplante Verbesserungsmaßnahmen
„Letztes Jahr wurde das Kraftwerk Oismühle so umgebaut, dass es zu keinen Schotteransammlungen beim Kraftwerksauslass kommen sollte“, sagt Mevec. „Monatelange Baggerarbeit und ein kilometerlanges Eintiefen der Ybbs sollten diese Schotteransammlungen verhindern.“ Dass nun unmittelbar nach dem ersten Hochwasser die Bagger wieder auffahren, stößt Mevec sauer auf. Er fragt, ob der getätigte Umbau nicht das gewünschte Ergebnis erbracht habe und so als Fehlinvestition bezeichnet werden müsse oder die „Schotterfalle“ unterhalb des Wehres gewollt sei, um den Rohstoff Schotter an die Bauindustrie verkaufen zu können. „Es zeigt sich, dass selbst ein ‚passionierter Kraftwerksbauer‘ – wie sich Johannes Kühhas auf Facebook bezeichnet – nicht im Stande ist, die Elemente der Ybbs zu beherrschen“, so Mevec und fordert, dass in Zukunft die Behörden hier besseres Augenmerk auf geplante „Verbesserungsmaßnahmen“ setzen. Dasselbe Problem bestünde laut den Umweltschützern auch bei der Stadtwehr in Waidhofen. Auch hier ist Kühhas als Geschäftsführer der Energie-Gesellschaft Waidhofen (EGW) der Bertreiber. Kraftwerksbetreiber Johannes Kühhas war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Von: NÖN/Andreas Kössl
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