Wissenschaftliche Untersuchung/ Um den Ursachen für den massiven Rückgang der Bachforelle auf den Grund zu gehen wird der Einfluss von Kläranlagen auf den Bachforellenschlupf festgestellt.

Der Biologe Georg Holzer wandert am Ybbsufer entlang, sucht aufmerksam Stellen die Laichplätze der Bachforellen sein könnten. Helle Stellen im nicht zu tiefen Flussbett sehen vielversprechen aus. „Hier könnte es passen!“, sagt er und bittet seine Kollegen drei Brutboxen vorzubereiten. Jede Brutbox wurde zuerst mit Ybbsschotter und dann – genau abgezählt – mit 300 Bachforelleneiern bestückt. Die Boxen wurden im Flussbett vergraben und werden erst im Frühling gegen Ende März/Anfang April ausgegraben.

Ähnliche Aktionen gab es schon zuvor an der Ybbs, damals half man der Ybbsäsche auf die Sprünge, die vor rund zehn Jahren kurz vor dem Aussterben war. Doch nun ist eine andere Fischart arg in Bedrängnis gekommen, in den letzten fünf Jahren ist der Bestand der einstige Leitfischart um 75 % geschrumpft, was nun auch durch ein offizielles Monitoring-Ergebnis bestätigt wurde. Großangelegte Besatzmaßnahmen blieben erfolglos, was zahlreiche Ybbsbewirtschafter berichteten. Viele Vermutungen wurden angestellt, nun soll eine wissenschaftliche Untersuchung an der Ybbs die Ursache für den massiven Rückgang der Bachforelle herausfinden.

Die Bachforelle verfolgt eine andere Strategie als Regenbogenforelle und Äsche, deren Eier nur wenige Wochen im Substrat verbleiben. Der Vorteil als Winterlaicher liegt darin, dass die Larven vor allen anderen Frühjahrslaichern die besten „Kinderstuben“ aufsuchen können, das sind seichte, schwach überströmte Bereiche entlang der Uferlinie. Allerdings bleiben die befruchteten Eier der Bachforelle bleiben je nach Temperatur rund fünf bis sechs Monate im Flussschotter vergraben, bevor sie seichte Bereiche entlang des Ufers aufsuchen. In dieser Zeit sind die empfindlichen Eier den abgelagerten Giftstoffen in der Gewässersohle ausgesetzt. „Die EU nennt rund 100 Stoffe, die für Gewässer schädlich sind, in Niederösterreichischen Kläranlagen werden nur wenige regelmäßig untersucht. Außerdem werden die synergetischen Effekte solcher Giftgemische gar nicht berücksichtigt“, bedauert Georg Holzer. So passieren nach wie vor Schwermetalle wie Chrom, Quecksilber, Selen, etc. aber auch Hormone, Rückstände aus Medikamenten, Pestizide, Herbizide aus der Landwirtschaft und Weichmacher aus der Plastikindustrie ungehindert die Kläranlagen. Die Kläranlagen von Lunz, Göstling, Hollenstein, Opponitz und Waidhofen/Ybbs sind nun Gegenstand der wissenschaftlichen Untersuchung.

Zurück zu den Brutboxen. Um herauszufinden, ob eine Kläranlage den Schlupf der Bachforelleneier negativ beeinflusst, wurden an allen fünf Standorten Brutboxen vergraben. Jeweils drei Boxen flussauf der Kläranlage, drei Boxen unmittelbar flussabwärts der Kläranlage und die letzten drei Boxen in rund einem Kilometer Entfernung. Im Frühling werden die Brutboxen ausgegraben und die geschlüpften Eier gezählt.

„Ein weiteres großes Problem ist, dass bedingt durch die vielen Staubecken der Kraftwerke und die Gewässerverbauung (Kanalisierung)  die Selbstreinigung der Ybbs stark eingeschränkt ist. Gelangen Giftstoffe in ein Gewässer, lagern sie sich oft im Substrat an der Gewässersohle ab. Speziell der Schlamm der Staubecken verbleibt meistens jahrelang ungereinigt, bis er im Rahmen einer Stauraumspülung den nächsten Schaden anrichtet!“, sagt Obmannstellvertreter des Vereins „Rettet die Ybbsäsche“, Leo Hochpöchler. Daher beschäftigt sich der Verein „Rettet die Ybbsäsche“ nun mit der Zusammensetzung der Gewässersohle. Noch heuer will man eine Versuchsserie starten, die Zusammensetzung des Ybbs-Untergrundes soll an verschiedensten Stellen auf chemische Rückstände untersucht werden.

PROJEKTTRÄGER

Technisches Büro DI Georg Holzer

NÖ Landesfischereiverband

Revierverbände des NÖ Landesfischereiverbandes

Verband der österreichischen Arbeiterfischereivereine (VÖAFV)

Österreichische Fischereigesellschaft

Verein „Rettet die Ybbsäsche“