Verstärktes Aufkommen von Fischottern in der Region sorgt für leergefischte Flüsse und Teiche. Fischer sind verärgert und verlangen Maßnahmen von der Politik.

Ein gefräßiger Räuber hat sich in den letzten Jahren an den Bächen, Teichen und Flüssen des Mostviertels breit gemacht: der Fischotter. Leidtragende sind die Petrijünger der Region. Denn von den Fischen, die sie im Frühjahr als Besatz ins Wasser geben, bleiben oft nicht viele übrig. Für Christian Mitterlehner, Mitglied im Fischereirevierverband und Sprecher der Fischer im Bezirk sind die Otter ein mostviertelweites und darüber hinaus schon österreichweites Problem. „Früher hatten die Karpfenteichbesitzer im Waldviertel damit zu kämpfen – inzwischen haben sich die Tiere aber weit verbreitet.“ Mitterlehner berichtet, dass es in dieser Sache schon viele Beschwerden, Petitionen und sogar schon Klagen gegeben habe. Eine Resolution des Landesfischereiverbandes an den NÖ Landtag, sich um das Otterproblem zu kümmern, sei ohne wirkliche Resonanz geblieben.

Faktum sei: Der Fischotter dürfe nicht gejagt werden und die Fischer hätten auch kein Anrecht auf eine Entschädigung für den Verlust, den der gefräßige Räuber verursacht. Mitterlehner rät den Fischern, sich konsequent beim Verband zu beschweren und so auch Druck auf die Politik zu machen. „Bisher hat die Politik sich der Sache allerdings nicht angenommen.“ Auch im Ybbstal stellt der Fischotter mittlerweile ein massives Problem für den Fischbestand dar. „Die Otter fressen alles zusammen, es befinden sich fast keine Fische mehr in der Ybbs“, schildert der in der Gemeinde Opponitz für Fischerei Zuständige, Franz Rosenberger, die Situation. Seit etwa zwei Jahren habe man mit dem Fischotter zu kämpfen, vorher sei dies kein Thema gewesen. Für das Fischerdorf Opponitz ergebe sich dadurch auch ein massives touristisches Problem. In Kürze fange die Fischerei-Saison an und man zahle eine hohe Pacht an die Bundesforste für die Gewässer. Diese muss durch den Verkauf von Fischerkarten wieder abgedeckt werden. Doch wenn es keine Fische mehr gebe, würden auch die Gäste, die aus ganz Europa zum Fischen anreisen, ausbleiben und kein Geld mehr in die Gemeindekasse spülen, befürchtet Rosenberger.

Der Fischeierverantwortliche geht von etwa 20 Fischottern an der Ybbs zwischen Riess-Wehr und Kleinhollenstein aus. Weitere 20 Tiere sollen zwischen Kleinhollenstein und Lunz aktiv sein. Rosenberger kann sich vorstellen, dass das Bejagungsverbot für den Fischotter bald sukzessive aufgelockert wird, ähnlich wie dies beim Kormoran der Fall war, der auch erst unter Schutz stand und dann nach und nach zum Abschuss freigegeben wurde. Derzeit seien die Hände aber gebunden. Außer ständigen Appellen an den Landesfischereiverband und den Landesjagdverband habe man keine Handhabe. Auch rund um Weidhofen sind Fischotter in letzter Zeit verstärkt aktiv. Peter Prinix, Obmann der Petrijünger Waidhofen, geht von vier bis fünf Tieren im Revier aus. Zwei bis drei würden an der Ybbs fischen. Ein Otter habe im Bereich Seeberg den Fischbestand bereits stark dezimiert und auch im Lueggraben ist ein Exemplar bei einem Fischteich bereits gesichtet worden. Etliche private Fischteichbesitzer im Raum Waidhofen sehen sich mit dem Fischotter-Problem konfronziert. Abhilfe könnten hier elektrische Zäune oder Marderfallen, die mit hochfrequenten Tönen operieren, schaffen. Bei den Fließgewässern sei man aber machtlos, so Prinix. Dass die Fischotter zum Abschuss freigegeben werden, glaubt der Obmann der Petrijünger nicht. „Wir werden damit leben müssen.“ Landtagsabgeordneter Anton Kasser versichert, dass Landesrat Pernkopf bemüht sei, etwas für die Fischer zu tun. Da der Otter aber auf der Roten Liste der EU stehe, sei der Schutz sehr streng. „Wir müssten nachweisen, dass die Fischotter-Population so stark ist, dass man sie bejagen kann. Das ist derzeit nicht der Fall. Wir können nur immer wieder Druck mach und auf das Problem hinweisen. Dazu brauchen wir die Fischer“.

Was dazu geführt hat, dass sich seit zwei, drei Jahren die Fischotter-Population entlang der Ybbs derart erhöht hat, darüber gehen die Meinungen auseinander. Fest steht, dass es vor zwei Jahren bereits ein massives Problem mit dem Räuber im Waldviertel gegeben hat. Es wird gemunkelt, dass die Tiere dort von Tierschutzorganisationen gefangen und im Ybbstal eingesetzt wurden. Auch Leo Hochpöchler vom Verein „Rettet die Ybbsäsche“ hat davon gehört. Er geht aber davon aus, dass es sich dabei um Gerüchte handelt. Hochpöchler sieht vielmehr menschliche Eingriffe für das Otterproblem verantwortlich. Immer mehr ungesicherte Fischzuchten würden dem Fischotter optimale Jagdbedingungen bieten. Dies habe dazu geführt, dass die Tiere ihr Jagdgebiet vergrößern. Für das Verschwinden der Fische aus der Ybbs seien vielfältige andere und komplexere Gründe verantwortlich. Einen maßgeblichen Anteil dabei habe die Veränderung der natürlichen Lebensräume. „Der Fischotter ist kein Problem, wenn der Lebensraum passt. Das Problem liegt in unserer Gesellschaft. Die Eingriffe in den Lebensraum sorgen für massive Probleme“, ist Hochpöchler überzeugt.

 

Von: NÖN/ Andreas Kössl