Ein Nachbar hat Anzeige erstattet, dass die EVN vor der gestrigen Eröffnung des neuen Ybbskraftwerkes verbotenerweise mit einem Wasserschwall die Stauräume geputzt hätten.

Sprunghafte Pegelstände erklärt die EVN mit einem Gebrechen an einer Turbine. Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (VP), EVN-Vorstand Peter Layr und der Präsident des Umweltdachverbandes Gerhard Heilingbrunner waren gestern angesagt, vor dem Turbinenhaus die Bänder zu durchtrennen. Das 9,5 Millionen Euro teure Wehr ist Schlusspunkt eines Ausbauprogramms der Kleinwasserkraft an den Flüssen.

Einen hässlichen Anblick hat die EVN-Naturkraft, eine 100-Prozenttochter der Landeselektrizitätsgesellschaft, den Ehrengästen erspart: Wie Nachbar Manfred Föls vermutet, wurde das Treibgut und der Unrat vor dem Kraftwerksrechen aber nicht abgefischt. Der Anrainer hat am Wochenende bemerkt, dass der Wasserstand in wenigen Minuten um einen Meter absackte. „Für die Jungfische und Koppen ist das ein Todesurteil“, sagt Föls.

Die Fischbrut in den Laichgründen an den kurzfristig trockengelegten Uferzonen sei ein gefundenes Fressen für die Krähen. Föls hat die Kraftwerksbetreiber in Verdacht, dass sie sich mit einem Spülvorgang die Reinigungsarbeiten leicht gemacht hätten. Er erstattete gestern Anzeige beim Magistrat.

Der Pegel der Ybbs wird im Unterlauf in Greimpersdorf bei Amstetten gemessen. An der amtlichen Marke, die 25 Kilometer unterhalb der Waidhofner Kraftwerkskette liegt, stieg und fiel der Wasserstand nach passendem Zeitabstand noch sprunghaft um rund 20 Zentimeter. EVN-Sprecher Stefan Zach bestreitet diese Schwankungen nicht, er spricht aber von einem Gebrechen an einer Turbine zum fraglichen Zeitpunkt. „Die EVN wird das Gespräch mit der Fischerei suchen. Wenn es tatsächlich Schäden gibt, kommen wir dafür natürlich auf.“ Dass man die Wehranlage geputzt habe, stellt Zach aber mit Vehemenz in Abrede: „Das tun wir nicht.“

Von: Hannes Fehringer/Oberösterreichische Nachrichten