Verschwinden der Artenvielfalt an der Unteren Ybbs Verein „Rettet die Ybbsäsche“ setzt sich weiter für Artenschutz an der Ybbs ein
Im Mittelpunkt des Abends standen Vorträge aus Wissenschaft und Erfahrungsberichte von Bewirtschaftern, sowie eine Präsentation aktueller Projekte zum Thema Fischartenerhebung und Gewässervernetzung. Abgerundet wurde das Programm durch einen Überblick über die letztjährigen Vereinsaktivitäten durch die Obmann-Stellvertreter Mag. Stefan Guttmann und Ing. Leo Hochpöchler.
Erfahrungsberichte aus verschiedenen Ybbsrevieren
Vereinsobmann der Petrijünger Helmut Schellberger erstellte sein Ybbsrevier zwischen Waidhofen und Böhlerwerk vor. Als nach wie vor problematisch sieht Schellberger die Verschmutzung der Ybbs und ihrer Zubringer „Das größte Problem sind Kunststofffolien und Säcke aus der Landwirtschaft, welche bereits 90 % der gesammelten Müllmenge darstellen“. Über 900 Stunden freiwilliger Leistungen wurden für Besatz und Gewässerreinigung von den Petrijüngern im Jahr 2007 aufgewendet.
Eine Erfolgsgeschichte über die sanfte touristische Nutzung der Ybbs präsentierte Vereinsobmann und Fischerdorf-Bürgermeister Ing. Erwin Forster. Mittlerweile stellt das Fischerdorf Opponitz mehr als 50 km Fliegenfischreviere seinen internationalen Besuchern zur Verfügung. Gäste aus 16 Nationen und 4 Kontinenten kommen alljährlich an die Fließstrecken der Ybbs. Die Fischereireviere des Fischerdorfes haben längst internationalen Bekanntheitsgrad und zählen zu den „Top 5“ – Revieren Europas.
Artenschutz und Artenvielfalt
Nach wie vor liegt der Focus der Aktivitäten auf der Bestandssicherung heimischer Fischarten und ökologisch vertretbarer Besatzmaßnahmen, allen voran das Cocooning. Unter der wissenschaftlichen Federführung der Gewässerökologen DI Manuel Hinterhofer und DI Georg Holzer fördert der Verein „Rettet die Ybbsäsche“ diese Besatzmethode.
So konnten in die Ybbs im Jahr 2007 rund 50.000 Äschenbrütlinge und rund 7.000 Äschensetzlinge eingebracht werden.
Die Rolle des Vereins erstreckt sich von der Beratung über Art und Umfang des Besatzes und die terminliche Koordination bis hin zur finanziellen Unterstützung von Besatzmaßnahmen.
Gewässerentwicklungskonzept für die Ybbs
Entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie und den daraus geforderten guten ökologischen Zustand unserer Fließgewässer hat das Land Niederösterreich ein Gewässerentwicklungskonzept für die Ybbs in Auftrag gegeben.
Dr. DI Jürgen Eberstaller präsentierte erste Resultate über Befischungsergebnisse an der Unteren Ybbs. Die Anzahl und die Altersstruktur der verschiedenen Fischarten geben Auskunft über die ökologische Funktionsfähigkeit unserer Fließgewässer. Untersucht wurden die Artenvielfalt und Bestandsdichte in Fließgewässerabschnitten, als auch in Stauräumen. „Zwar kann der Zustand in den unverbauten Ybbsabschnitten noch als gut bezeichnet werden, in den durch Querbauten entstandenen „Badewannen“, hingegen sind bereits mehr als die Hälfte der Leitfischarten verschwunden“, erklärt Eberstaller. Der Grund für den starken Rückgang der Artenvielfalt und der Bestandsdichte ist in den mangelhaften Gewässer- und Uferstrukturen der Stauräume zu suchen. Diese Gewässerabschnitte bieten zusätzlich noch optimale Jagdbedingungen für den Kormoran, was zum völligen Verschwinden der mittleren Fischgrößen führt.
Es konnten von den Leitfischarten wie Äsche und Barbe nur mehr Jungfische von wenigen Zentimetern Länge und Exemplare größer als 45 cm festgestellt werden.
Verbesserung des Lebensraums „Mit der Kraft der Vision“
Als richtungsweisend für das Ybbstal müssen die Gewässervernetzungsprojekte der Stadtgemeinde Amstetten bezeichnet werden. Ing. Dieter Stadlbauer und Mag. Christian Mitterlehner stellten eine Vielzahl von bereits umgesetzten und initiierten Projekten dar. So wurde die Url und der Mühlbach wieder für die Fischer der Ybbs durchgängig gestaltet. Selbst der unter der Stadt Amstetten liegende Kanal des Gschirmbaches wurde für Bachforelle und Co. wieder passierbar. „Schon wenige Tag nach dem Abschluss der Baggerarbeiten spielten schon Kinder im revitalisierten Bach!“, freut sich Stadlbauer.
Großes plant die Stadtgemeinde mit zusätzlichen Projekten an der Ybbs. So sollen im Bereich Ulmerfeld-Hausmening, Winklarn und bei der Umfahrung Amstetten Seitenarme für die Ybbs geschaffen werden. Diese Aufweitungen stellen einen wichtigen Brut- und Lebensraum für viele Tierarten dar, und entschärfen gleichzeitig Hochwasserspitzen.
Dr. Erhard Kraus vom Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Wasserbau ermunterte alle Akteure und Vereine, sich weiter und unermüdlich für den Lebensraum „Ybbs“ einzusetzen: „Mit der Kraft der Vision sollte es uns möglich sein, nachhaltige Verbesserungen zu erreichen“, appelliert Kraus.
Von: Leopold Hochpöchler
Weitere Fotos vom Bewirtschaftertreffen finden sie hier: Bildergalerie Bewirtschaftertreffen am 23. November 2007
Diese Vorträge können hier downgeloadet werden:
Aktivitäten des Vereins „Rettet die Ybbsäsche“
Ergebnisse des Einsatzes von Brutboxen, Monitoring in den Revieren Loidl und Mitterlehner
Erfahrungsbericht aus dem Fischerdorf Opponitz
Aktuelle Gewässervernetzungsprojekte der Stadtgemeinde Amstetten
Neueste Kommentare