Laichgewinnung, Erbrütung und Aufzucht von Ybbsäschen
Bereits die Beschaffung der Mutterfische stößt in der Ybbs auf Schwierigkeiten. Zum Zeitpunkt des Laichens führt die Ybbs nicht selten sehr hohes und kaltes Wasser (Schneewasser), das den Fang der Fische auf den Laichplätzen unmögliche macht. Durch die Mündung von Bächen, die kälteres (Schmelzwasser) oder wärmeres Wasser bringen, kommt es zu lokalen Verschiebungen der Laichaktivität. Ein Beispiel: In Hollenstein mündet linksufrig der Hammerbach in die Ybbs. Dieser bedeutende Zubringer brachte zum Zeitpunkt der Abfischung kaltes Schneewasser, wodurch stromab auf den Laichplätzen laichreife Äschen angetroffen wurden, die zur Laichgewinnung gefangen werden konnten. Stromauf dieses Baches wurden auf den Laichbänken fast ausschließlich Männchen gefangen, die bereits abgelaicht hatten.
Übrigens scheint es, als ob zum Höhepunkt der Reifezeit gewisse Temperatursprünge des Wassers einfach keine Auswirkungen mehr zeigen. Es wird dann trotzdem abgelaicht.
Das Geschlechterverhältnis am Laichplatz von ca. 70% Milchnern und 30% Rognern, wie es auch in der Literatur beschrieben wird konnte auch in der Ybbs in etwa bestätigt werden. Wir hatten also Glück und fingen ausreichend Laichfische. Zur Risikominimierung wurden die abgestreiften und befruchteten Eier an zwei Züchter, die ihrer Anlagen im Einzugsbereich der Ybbs haben, übergeben. Praktisch wurde dies so gehandhabt, dass die Fische, die nach dem Fang sofort abgestreift werden konnten nach der Entnahme der Eier oder des Samens sofort zurückgesetzt wurden. Jene Fische, die eine baldige Laichreife erwarten ließen wurden in einen Kalter in einem Seitenbach der Ybbs gehältert und am 3. bzw. 6. Tag nach dem Fang abgestreift. Dieser Seitenbach, eine lokale Besonderheit im Flußgerinne der Ybbs, ist nur ca. 100 m lang. Er entspringt als große Quelle in der Nähe des Flusses und führt das ganze Jahr eine beinahe konstante Wassermenge der Ybbs zu. Auch die Wassertemperatur liegt auf Grund der kurzen Fließstrecke im Sommer wie im Winter unter 10°. Die kurze Zeit der Hälterung scheint den Äschen nichts auszumachen, die Ausfälle blieben deutlich unter 5%, wobei der Fang mittels E – Aggregat und der Transport zum Kalter im Hydrobion sicherlich den meisten Stress verursachte.
Im abgedeckten Kalter rudelten sich die Äschen an bestimmten Stellen (Wassertiefe, Strömung) zusammen und verhielten sich ohne Störung ruhig. Erschreckend dabei ist die Vorstellung, dass diese Taktik auch bei einem Einfall von Kormoranen von den Individuen eines Gewässerabschnittes angewandt werden könnte (und nach Berichten auch angewandt wird).
Die laichreifen Fische wurden in einem Behälter, dessen Wasser mit einer Mischung aus Nelkenöl und Alkohol versetzt war, gehältert und dadurch ruhiggestellt. Nach der Laichabgabe konnten sie sich in einem Behälter mit reinem Wasser vor dem Zurücksetzen in die Ybbs erholen.
Nach dem Schlüpfen durchlaufen die Larven das Dottersackstadium, ähnlich wie alle anderen Salmonidenarten. Die Lichtempfindlichkeit tritt genauso auf, wie die Probleme bei der Umstellung auf feste Nahrung. Als Futtermittel wird in der Zucht gefriergetrocknetes Plankton verwendet. Die Dosierung ist heute mit den modernen Futterautomaten kein Problem mehr. Dies wird von einem Großteil der Larven auch gut angenommen, einige verweigern jedoch konsequent die Nahrungsaufnahme bis sie verhungern. Diese Todeskandidaten sind im durchströmten Becken sehr leicht daran zu erkennen, dass sie in den ruhigen Bereichen stehen, während sich die gesunden Larven in der Strömung verteilen und sich auch gut dagegen behaupten.
Auch an der Körperform sind sie sofort erkennbar. Vitale Larven wachsen rasch und beginnen bald auch einen Körper auszubilden, während Kümmerlinge eben den bekannten „Zwirnsfädchenkörper“ behalten und früher oder später absterben. Mit einem Saugball werden diese Kümmerer und die bereits verendeten Larven abgesaugt und entsorgt, in der Natur besorgen diese Arbeit Koppen oder kleinere Forellen, sodass diese Stadien kaum beobachtet werden können.
Die Ausfälle zu dieser Zeit können mehrere Prozent der gesamten Brütlinge betragen und sind vorher sehr schlecht kalkulierbar. Sofern nicht verschiedene Krankheiten wie zum Beispiel Kiemenschwellung den Larvenbestand bedrohen, halten sich die weiteren Ausfälle nach dem Überwinden dieses kritischen Stadiums in Grenzen.
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